Verstecktes Juwel im Süden Costa Ricas

Wer nach Zancudo reisen möchte, braucht entweder ein Auto oder viel Geduld. Die lange Anreise lohnt sich aber.

Von David in Panama machen wir uns mit dem öffentlichen Bus auf den Weg nach Paso Canoas, der südwestlichen Grenze Costa Ricas. Wie erwartet ist die Einreise auch hier unkompliziert und die Grenzbeamten freundlich und hilfsbereit. Da außer uns kaum jemand an der Grenze ist, ist der Grenzübertritt in wenigen Minuten erledigt und so beschließen wir, statt mit dem Taxi gemütlich per Bus bis nach Zancudo, einem kleinen Örtchen auf der Osa-Halbinsel, zu fahren. Zwar gibt es für die Strecke keine Direktverbindungen aber da wir dank langer Reisezeit keinen Stress haben ist das kein Problem. Im Wartebereich wird uns gleich mehrfach versprochen, dass wir gerufen werden sobald der Bus kommt, denn die Zeiten auf der Anzeige sind entweder alt oder nur Dekoration, denn mit den wahren Fahrtzeiten haben sie nicht viel zu tun. Und so dauert es eine gute halbe Stunde bis der Bus nach Laurel eintrifft und wir wie versprochen aufgefordert werden einzusteigen.

Ein Wegbegleiter

Ein älterer Herr hat den selben Weg wie wir und möchte uns gerne behilflich sein. Wir steigen also in Laurel mit ihm aus und er erfragt die Zeiten für den nächsten Bus. Eine Stunde, heißt es. Kurz überlegen wir, nun doch ein Taxi zu nehmen als uns mehrere Fahrer fragen wohin wir möchten. “El Bus es mejor - más tranquilo” - versichert uns der ältere Herr aber. Viel schöner weil man mehr von Land und Leuten mitbekommt, meint er und so bleiben wir bei ihm sitzen bis dann doch schon nach 20 Minuten der nächste Bus kommt, der uns schließlich zu unserem vorletzten Stopp nach Conte bringt. Wieder steigen wir mit dem netten Herrn aus. Der Ort besteht aus einem überraschend großen Supermarkt, der gleichzeitig die Haltestelle ist. Ein Blick auf die Tafel verrät, dass der Bus erst am späteren Nachmittag wieder fährt. Kein Grund zur Sorge, denken wir uns. Schließlich stimmen die Tafeln nicht. Diesmal aber leider doch. “Jetzt müssen wir leider sieben Stunden warten”, erklärt uns der Mann. Taxis? Weit und breit keine mehr zu sehen also erst mal hinsitzen und abwarten. Jemand wird uns bestimmt für ein bisschen Geld mitnehmen wollen. Als uns aber eine geschlagene Stunde keiner fragt, werden wir doch etwas unruhig. Plötzlich bleibt ein Auto stehen. Unser Begleiter spricht mit dem Fahrer, scheint ihn zu kennen, macht Anstalten einzusteigen und damit steigt auch unsere Hoffnung auf eine Mitfahrgelegenheit. Schließlich haben wir den selben Weg - er wird uns bestimmt nicht sitzen lassen. Als er unsere Blicke wahrnimmt erklärt er: “Das ist mein Pfarrer, ich kann mit ihm mitfahren aber das ist leider nicht eure Richtung.”

Bushaltestelle und Supermarkt in Conte.

Na Dankeschön, denken wir uns. So viel zum Thema “Busfahren ist viel gemütlicher”. Bei der ersten Gelegenheit bevorzugt er dann doch das Auto und wir? Warten weiter. Irgendwann setzt sich jemand neben uns, wir klagen unser Leid, er meint wir sollen einen der Männer mit dem Auto an der Ecke fragen. Nach kurzem Zögern meint er “Für 15.000 Colones fahre ich euch”. 20 Dollar, die uns weitere sechs Stunden Wartezeit ersparen sind es uns wert und so steigen wir in den unglaublich schmutzigen Truck und fahren los. Die Straße wird schnell schlechter, die Schlaglöcher größer. Wir kommen nur langsam voran und als wir schließlich doch endlich in Zancudo ankommen, die nächste Ernüchterung. Das Hotel, in dem wir eigentlich unterkommen wollten ist geschlossen. So wie auch die nächsten drei Unterkünfte an denen wir entlang der einzigen Straße, die entlang des Strandes führt, vorbeikommen. Wir werden langsam nervös, unser Fahrer auch, denn er ahnt, dass die Fahrt noch länger kein Ende nimmt und so versprechen wir, ihm etwas mehr zu bezahlen, wenn er mit uns eine Unterkunft sucht.

Cabinas Mar y Sol

Zum Glück dauert es dann doch nicht mehr lange. Die Sol y Mar Lodge ist offen und wir mieten ohne zu zögern den letzten freien Bungalow. Außerdem fühlen wir uns sofort wohl hier als Lory und Rick uns herzlich willkommen heißen. In Indien haben sie sich kennengelernt. Er Amerikaner, sie Kanadierin und jetzt leben sie hier ihren Traum. Zumindest wenn sie nicht gerade auf Reisen sind, denn ihre Leidenschaft dazu haben sie trotz dem Leben am einsamen Strand von Zancudo nicht verloren. “Ihr seid aus Österreich? Hast du erzählt wo wir als nächsten hinfliegen”, fragt Rick strahlend? “Nein, sie sind doch erst angekommen”, lacht Lory und ergänzt: “Es geht nach Georgien. Schon zum zweiten Mal dieses Jahr weil es uns da so gut gefallen hat”.

Die Anreise nach Zancudo ist nicht ganz einfach aber sie lohnt sich. Der Strand zieht sich über viele Kilometer und während am Wochenende auch Einheimische gerne hier urlauben, trifft man unter der Woche - vor allem in der Nebensaison keine fünf Leute am Strand. Und so springen wir den ganzen Tag in die Wellen, liegen zwischendurch in der Hängematte oder lassen uns von der ausgezeichneten Köchin verwöhnen. Da die Sol y Mar Lodge gleichzeitig die einzige Bar des Ortes ist, kommen abends dann doch ein paar Menschen auf Besuch. An der großen Bar trifft man sich, quatscht ein bisschen, hört gute Musik und schaut Fußball wenn gerade die Nationalmannschaft spielt. So könnten wir uns das auch vorstellen wenn wir mal unsere eigene Unterkunft haben.

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Costa Ricas wilder Süden