Costa Ricas wilder Süden
Auf der Halbinsel Osa finden Urlauber neben unberührter Natur auch ein Stück Österreich mitten im Dschungel.
Der Corcovado Nationalpark ist seit jeher das Sehnsuchtsziel vieler Costa-Rica-Reisender. Wer ausreichend Zeit hat, um bis in den Süden Costa Ricas vorzudringen, der sich bis heute seine Ursprünglichkeit bewahrt hat, wird hier jede Menge unberührte Natur, wilde Tiere und abenteuerliche Pfade finden, denen man über Tage hinweg folgen kann, ohne auf Zivilisation zu stoßen. Im größten Primärwald der amerikanischen Pazifikregion findet man einsame Strände, tosende Wasserfälle, Mangrovensümpfe und unzählige Vogelarten. Wer den Park erkunden möchte, muss sich vorab einen Guide buchen und bei längerem Aufenthalt auch eine der wenigen Unterkünfte im Park reservieren. Wer den Aufwand nicht scheut, wird reich belohnt, denn nicht selten zeigen sich hier Brüllaffen, Kapuzineraffen, Ameisenbären, Nasenbären, Faultiere und viele andere Säugetiere und Reptilien und Insekten. Mit etwas Glück kann man auch einen Puma oder einen Jaguar entdecken. Nicht umsonst gilt die Region als eine der artenreichsten der Welt.
Regenwald der Österreicher
Östlich des Corcovado Nationalparks befindet sich ein deutlich unbekannteres ökologisches Highlight des kleinen mittelamerikanischen Landes: Der Piedras Blancas Nationalpark. Hier gründete der Österreicher Michael Schnitzler im Jahr 1991 den berühmten Regenwald der Österreicher und setzte somit den Grundstein zur Erhaltung des Esquinas-Regenwaldes. Mit dem Kauf von einst gerodeten und landwirtschaftlich genutzten Grundstücken und deren Wiederaufforstung, unterstützt durch österreichische Spendengelder, konnten zahlreiche Arten wieder angesiedelt und der Korridor zum Corcovado Nationalpark geschlossen werden. Aus einer im Jahr 1993 angekauften Wellblechhütte schufen die zwei österreichischen Biologen Werner Huber und Anton Weissenhofer mit Unterstützung des „Vereins Regenwald der Österreicher“ und der Universität Wien im Laufe der Zeit die Tropenstation La Gamba, die heute eine wichtige Anlaufstelle für Forscher aus aller Welt ist und auch von Touristen besucht werden kann.
Seit vielen Jahren absolvieren hier Zivildiener aus Österreich ihren Dienst - darunter auch Marco Spieler aus der Steiermark und Jacob Kohler aus Dornbirn. Der 19-jährige Vorarlberger ist seit Juni dieses Jahres in der Station und kümmert sich um das Projekt COBIGA, den biologischen Korridor La Gamba. Vom plötzlichen Besuch aus Vorarlberg ist er überrascht. „Endlich wieder Dialekt hören, wie schön!“, lacht er, als er uns sieht und verrät uns bei der Führung durch die Station mit einem Schmunzeln: „Es hätte uns als Zivildiener wirklich schlechter treffen können.“ Die Begeisterung für das Projekt steht Jacob und Marco förmlich ins Gesicht geschrieben. Zurecht, denn in Zusammenarbeit mit der Universität Wien konnte in der Region schon viel erreicht werden.
Im Labor herrscht geschäftiges Treiben. Während Marco uns eine Sammlung von wunderschönen Prachtbienen zeigt, wird am Nebentisch gleich von mehreren Studenten an Glasfröschen geforscht. „Wenn ihr Zeit habt, möchte ich euch unbedingt noch die stachellosen Bienen zeigen, die im botanischen Garten ihren Stock haben“, schwärmt Marco - nicht ohne uns unterwegs noch anschaulich zu erklären, dass man gewisse Pflanzen besser nicht berühren sollte, wenn man nicht von einer Kolonie Ameisen angegriffen werden möchte. Ein guter Ratschlag, den wir auf unserer Wanderung am nächsten Tag bestens gebrauchen können.
Abenteuerwanderung
Mit Fernglas und Gummistiefeln ausgerüstet, holt Bruce uns schon frühmorgens in der Lodge ab. Vier Stunden lang wandern wir durch den Regenwald, sehen immer wieder Affen durch den Wald springen und entdecken beim Überqueren des Baches gerade noch rechtzeitig die Giftschlange, die sich am Ufer sonnt. „Eine Tertiopelo“, erklärt Bruce. „Die Schlange, mit der die meisten Unfälle passieren“, fallen mir noch Marcos warnende Worte vom Vortag ein. Nach einem kurzen Blick zu uns zieht sie aber auch schon wieder davon und so machen wir uns weiter auf die Suche nach Tieren, die sich uns heute leider nicht so richtig zeigen wollen. Immerhin sehen wir die frischen Spuren des Jaguars im Schlamm, folgen ihnen einige Meter bis sie sich im Dickicht verlieren. Auf unserer Wanderung, die inzwischen knietief durch den Fluss führt, wird der wilde Süden seinem Namen trotzdem noch einmal mehr als gerecht.
Fazit: Lohnt sich der Besuch des Piedras Blancas Nationalparks?
Wer nicht viel Zeit hat, und zwischen dem Corcovado und dem Piedras Blancas Nationalpark schwankt, sollte definitiv den Corcovado Nationalpark wählen, denn der hat viel mehr Tiere zu bieten. Wer aber etwas mehr Zeit aufbringen kann und optimalerweise einen Mietwagen hat (es geht auch ohne mit Bus und Taxi), kann sicher auch Piedras Blancas besuchen. Wir würden aber sagen, dass ein ganzer Tag dort reicht, um die ein oder andere kurze Wanderung zu unternehmen und die Station zu besuchen, die durchaus interessant ist. Unterkünfte gibt es hier nur zwei plus die Option direkt auf der Station zu übernachten. Allerdings muss man inklusive Essen schon mit 150 Euro pro Nacht für zwei Personen in der günstigsten Unterkunft (La Gamba Rainforest Lodge) rechnen. Richtigen Komfort darf man sich dafür keinen erwarten. Wir haben in der La Gamba Rainforest Lodge übernachtet. Die Besitzer waren sehr nett und haben uns sehr viel erzählt, da sie selbst in das Projekt involviert sind - allerdings war die Unterkunft recht schlicht, was normalerweise für uns überhaupt kein Problem ist, wenn wir nicht über 100 Euro pro Nacht bezahlen.