Botswana: Mit den Tieren im Einklang

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Menschen und Wildtiere teilen sich in Botswana den Lebensraum. Eine wunderschöne Reise, bei der wir planungstechnisch zum ersten Mal an unsere Grenzen kamen.

Botswana im südlichen Afrika hat geschafft, wovon viele afrikanische Staaten träumen. Im Land gibt es kaum Kriminalität oder Korruption, die Diamantenmine sorgt für eine sichere Einnahmequelle und beim Tourismus wird auf gut zahlende Kunden statt Masse gesetzt, um dem empfindlichen Ökosystem nicht zu schaden. Während in den meisten Ländern die Elefanten vom Aussterben bedroht sind, hat Botswana eine Überpopulation. Überall im Land sind die riesigen, respekteinflößenden Tiere anzutreffen. Das Problem mit der Wilderei hat Botswana gut in den Griff bekommen. Schließlich sind lebende Tiere deutlich mehr wert als tote, denn nach der Diamantenmine ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle in dem Land, das mit einer Größe von 600.000 Quadratkilometern (beinahe so groß wie Frankreich) und nur zwei Millionen Einwohnern noch richtig viel Platz bietet. „Kriminalität kennen wir hier kaum. Wenn ich mit jemandem streite habe ich schließlich mehr als genug Platz, um ihm auszuweichen“, erzählt uns Sekongo, der wie die meisten anderen sehr stolz auf sein Land ist, das seit 50 Jahren unabhängig ist und sich zum Ziel gemacht hat, die Schweiz Afrikas zu werden.


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Wanderung der Zebras

Je nach Saison und Nahrungsangebot wandern die gigantischen Zebraherden zu Hunderten zwischen den Makgadikgadi-Pfannen und dem etwas nördlicher gelegenen Nxai-Pan-Nationalpark.


Große Tierwanderungen

Wildtiere können in Botswana noch großteils ihren natürlichen Wanderungen nachgehen. Bis auf die sogenannten Veterinärzäune, die vor einigen Jahren zum Schutz vor Maul- und Klauenseuche aufgestellt wurden, wandern Giraffen, Zebras, Büffel, Elefanten, Gnus, Löwen und viele andere frei zwischen den Ländern Namibia, Botswana und Simbabwe. Dass es nicht immer einfach ist, mit wilden Tieren im Einklang zu leben, erfahren wir bei unserer Reise aber recht schnell. Mit einem Toyota Hilux, den wir uns samt Dachzelt und Campingausrüstung in Johannesburg ausgeliehen haben, bereisen wir für vier Wochen das Land. Schon vor der Abreise merken wir allerdings, dass sich Botswana dann doch ein bisschen was von Afrika behalten hat, denn wer auf eigene Faust hierher reist muss flexibel und gleichzeitig gut im Planen sein. Aufgrund der geringen Stellplätze in den Nationalparks müssen diese schon ein Jahr im Voraus gebucht werden. Geduld ist dabei Voraussetzung, denn wenn man erst mal rausgefunden hat, welcher Platz von welcher Agentur verwaltet wird, kann es oft Tage und Wochen dauern, bis auf E-Mails geantwortet wird, und auch per Telefon können sich Buchungen als Geduldsprobe erweisen. Schließlich bringen Individualreisende nicht viel Geld ins Land und sind deshalb nicht ganz so gerne gesehen wie Touristen, die in den teuren Safarilodges übernachten.

Für die vielen Strapazen werden wir bei der Reise dann aber umso mehr belohnt. Die Landschaft ist unglaublich weitläufig und abwechslungsreich. Während man in der Central Kalahari oder im Chobe-Nationalpark Sanddünen und Wüste findet, beeindruckt etwas weiter nordöstlich in den Makgadikgadi-Salzpfannen der schneeweiße Boden, den der einstige Binnensee hinterlassen hat. Noch weiter nördlich schlängelt sich hingegen der berühmte Okavango bis ins gleichnamige Delta und auch am Chobe tummeln sich unzählige Tiere, die sich im kühlen Nass erfrischen.


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Über 130.000 Elefanten

In Botswana lebt mit 130.000 Elefanten die größte Elefantenpopulation des afrikanischen Kontinents. Die Dickhäuter dürfen sich hier noch im ganzen Land, bis über die Grenzen hinaus, frei bewegen.


Mitten in der Wildnis

Dass jederzeit irgendwo ein Löwe lauern kann ist für uns anfangs sehr ungewöhnlich. Die Stellplätze auf den Campingplätzen sind so weit voneinander entfernt, dass man das Gefühl hat, komplett alleine zu sein. Während wir uns bei Einbruch der Dunkelheit an unserem Lagerfeuer wärmen, versuchen wir die vielen Geräusche zu deuten. Als ein paar hungrige Paviane dann doch sehr nahe kommen und sich ein Knacken im Gebüsch als vorbeiziehender Elefant erweist, verkriechen wir uns aber doch lieber in unser sicheres Zelt auf dem Autodach. Immer wieder bekommen wir in den Nächten Besuch von wilden Tieren. Elefanten, Zebras, aber auch Nilpferde trauen sich zum Fressen nahe an unser Auto heran. In der Ferne hört man regelmäßig das Brüllen der Löwen, die nachts auf der Suche nach Beute durch die Savanne streifen. Gerade als wir nach zwei Wochen glauben, uns an die Geräusche gewöhnt zu haben, passiert etwas, wovon wir nicht einmal zu träumen gewagt hätten. Ein Löwenbrüderpaar, das wir bereits tagsüber in der Nähe unseres Camps im Chobe-Nationalpark entdeckt haben, kommt mitten in der Nacht an unserem Auto vorbei. Das Brüllen nur wenige Meter entfernt lässt unser Zelt vibrieren. Wir trauen uns kaum mehr zu atmen, auch wenn wir wissen, dass uns die Löwen auf dem Auto nicht als Menschen wahrnehmen. So nahe an den Tieren wie in Botswana ist man wohl kaum mehr irgendwo in Afrika. Die Menschen scheinen sich aber Großteils damit angefreundet zu haben, denn als wir am nächsten Morgen aufgeregt von unserem nächtlichen Erlebnis erzählen, lachen die Einheimischen mit einem „Dachtest du, er würde aufs Auto springen und dich fressen?“ nur herzlich über unsere Angst vor den Löwen. 

 

Wie man vor Ort doch noch an Stellplätze kommt

Wie schon oben beschrieben: Die Planung einer individuellen Reise durch Botswana - vor allem wenn man die Nationalparks besuchen möchte - ist eine riesige Herausforderung. Viele der Reisenden, die wir getroffen haben, haben uns erzählt, dass sie über ein Jahr vorher schon angefangen haben, alles zu buchen. Da dies normalerweise überhaupt nicht unserer Art zu Reisen entspricht, dachten wir, ein halbes Jahr vorher wäre mehr als früh genug. Abgesehen davon, dass die Planung mit den vielen Variablen unglaublich herausfordernd war - schließlich wussten wir nie wann wir wo sein werden weil die Antworten der Betreiber oft ewig dauerte - stellte sich heraus, dass so gut wie alle Nationalparks, die wir unbedingt sehen wollten, ausgebucht waren. Kein Wunder, wie wir im Nachhinein wissen, denn die Plätze sind extrem limitiert.

Buchungen in Maun

Irgendwann haben wir schließlich beschlossen, uns mit den drei oder vier bestehenden Buchungen zufriedenzugeben und dann einfach außerhalb der Parks zu übernachten. Vor allem im Chobe NP gab es keine Chance, vorab etwas zu buchen. Als wir auf unserer Reise nach einigen Tagen schließlich nach Maun kamen, beschlossen wir dann einfach spontan, doch noch die ganzen Agenturen abzuklappern, denn die meisten haben dort ihren Sitz und wir dachten es würde sich vielleicht noch etwas regeln lassen. Tatsächlich hatten wir unglaubliches Glück. Nach einem Tag, an dem wir von Büro zu Büro fuhren, konnten wir für die restlichen drei Wochen tatsächlich alle Stellplätze buchen, die wir uns gewünscht haben. Es stellte sich heraus, dass viele Veranstalter vorab reservieren und dann doch absagen wenn die Plätze nicht gebucht werden. Ein Glück, dass wir nicht aufgegeben haben. Es gibt also zwei Möglichkeiten, die Reise mit dem Jeep zu planen. Entweder Jahre im Voraus oder ganz spontan vor Ort. Wobei ich natürlich nicht weiß, ob zweiteres immer so gut funktioniert oder ob wir sehr viel Glück hatten. Auf jeden Fall können wir aber sagen, dass es sich lohnt, es zumindest zu probieren (und auch die hohen Preise dafür zu bezahlen), denn das Erlebnis, komplett alleine und ohne Zäune in der Savanne zu übernachten, während die Tiere vor dem Zelt vorbeiziehen ist einfach einzigartig.

 
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