Abenteuerinsel Madeira

Tiefe Schluchten, steile Klippen und mystische Zauberwälder sorgen für Abwechslung.

Blumeninsel, schwimmender Garten, Wanderparadies. Wer Madeira hört, dem kommen diese Worte sowie die Bilder von prächtigen Blumen, die in allen Farben leuchten, in den Sinn und – keine Frage – man liegt damit nicht falsch, aber die portugiesische Insel hat noch so viel mehr zu bieten. So könnte man sie beispielsweise genauso gut als Genussinsel und Abenteuerziel beschreiben oder sie eine Insel für Entdecker nennen, denn das idyllische Eiland mitten im Atlantik birgt unzählige Schätze und Orte, die es zu entdecken gilt.

Mit dem Jeep der Sonne entgegen

Es ist Mitte April, und während in Österreich der Winter einfach nicht verschwinden will und Corona das Land weiterhin in Atem hält, sieht die Welt gute drei Flugstunden entfernt schon ganz anders aus. Zwar ist die Pandemie auch hier allgegenwärtig – trotzdem fühlt es sich beim ersten Blick auf das Meer an, als würde die Last der letzten Monate plötzlich von einem abfallen. So sehr habe ich mich an das Zuhausebleiben gewöhnt, fast hätte ich vergessen, wie sehr ich das Reisen vermisst habe. Die Einreise gestaltet sich mit vorherigem PCR-Test unkompliziert. Zur Begrüßung – und als Entschädigung für die Strapazen – reicht mir der nette Herr am Ausgang vom Flughafen erstmal eine Banane. Touristen sind auf Madeira derzeit herzlich willkommen. Das sieht auch unser Guide André so, der mit Madeira Mountain Expedition Jeeptouren für Touristen anbietet und uns am nächsten Tag früh morgens mit seinem Defender im Hotel abholt, um uns noch vor Sonnenaufgang auf den Pico do Arieiro zu bringen. Der dritthöchste Berg Madeiras ist von Funchal aus in 40 Minuten mit dem Auto zu erreichen. Während wir zügig eine Kurve nach der nächsten nehmen und es am Horizont langsam beginnt zu dämmern, können wir die ersten Konturen der Berge erkennen, die sich beinahe über die gesamte Insel erstrecken. An tiefen Schluchten fallen die Hänge steil ab, nur um auf der anderen Seite wieder nach oben zu klettern. Während ein Teil der Landschaft noch mit ursprünglichem Lorbeerwald bedeckt ist, ist der Rest von einer Terrassenlandschaft gesäumt, die den Anbau von Obst und Gemüse auf der ganzen Insel ermöglicht. Ich fühle mich an die Reisfelder in Indonesien erinnert, während André nochmal aufs Gas drückt, um uns rechtzeitig zu unserem Aussichtspunkt zu bringen. Oben angekommen, dürften selbst Morgenmuffel froh sein, die Strapazen auf sich genommen zu haben. Während im Tal noch die Wolken hängen, kommt die Sonne langsam hoch und taucht die Berge in ein sattes Orange. Ein Spektakel, das sich an einem Sonntag wie diesem auch die Einheimischen gerne ansehen.


DSC_0459.jpg

Sonnenaufgang

Sonntags treffen sich auch die Einheimischen gerne auf dem Pico do Arieiro, um sich den Sonnenaufgang anzusehen.


Einmal quer über die Insel

Nach einem kurzen Picknick im Freien wird es Zeit, den Defender so richtig zu nutzen. Über steile, unbefestigte Bergstraßen manövriert André das Auto gekonnt durch die Wälder und bleibt ab und zu stehen, um uns Flora und Fauna zu erklären. Schließlich statten wir dem Örtchen Santana mit seinen traditionellen, spitzen Landhäusern einen Besuch ab, machen einen kurzen Stopp bei den Balcones de Ribeiro Frio, einem Naturpark im Norden der Insel und genießen den Ausblick auf die spektakulären Steilklippen und die Halbinsel Ponta de São Lourenço im äußersten Osten Madeiras. Die Atlantikinsel ist kein klassisches Ziel für Bade- oder Strandurlaub. Zwar findet man einige Buchten mit schwarzem Vulkansand und auch Wassersportler, wie Surfer oder Taucher kommen auf ihre Kosten – weiße Sandstrände sucht man allerdings eher vergebens. Dafür lohnt sich ein Abstecher auf die Nachbarinsel Porto Santo.

Zeit zum Genießen

Bei Santana, in der Quinta do Furao, ist es schließlich Zeit für ein Mittagessen. Genuss kommt auf Madeira definitiv nicht zu kurz. Auf der Karte stehen Fische und Meeresfrüchte, vor allem Degenfisch und Oktopus wird in dieser Woche zu meiner Leibspeise. Als Vorspeise gibt es Brot aus Süßkartoffeln, das noch ofenwarm serviert wird, und köstliche Muscheln. Im Restaurant Kampo in Funchal kocht Julio Pereira hingegen vorzugsweise mit Fleisch. Wer gereiftes T-Bone-Steak oder eine 18 Stunden lang, bis zur Perfektion geschmorte Lammkeule probieren möchte, sollte unbedingt hierherkommen. Als Aperitif wird meist Madeira gereicht, der traditionelle Süßwein, der auf der Insel produziert wird.


IMG_4848.jpg

Spezialität: Lapas

Zu Madeiras Spezialitäten, die man nicht überall auf der Welt bekommt, gehören die Lapas. Das sind Napfschnecken die gerne als Vorspeise gereicht werden.


Während uns die Jeeptour am Vortag einen ersten Einblick in die Insel verschafft hat, tauchen wir am nächsten Tag mit Fabio zu Fuß näher in die Inselwelt ein. Eine Wanderung entlang der Levadas bringt uns an einen idyllischen Wasserfall, wo Wagemutige sich beim Canyoning vor unseren Augen ins Wasser stürzen. Uns ist es heute noch zu kalt für ein Bad im Fluss, im Sommer kann man sich hier allerdings wunderbar erfrischen. Auf dem Rückweg führt unser Guide uns noch zu einem Geheimtipp. Die Allee aus Baumheiden, die wir mit ihm durchqueren, wirkt fast wie ein Zauberwald, dem wir staunend folgen, bis sich wenig später vor uns das Dickicht lichtet und einen atemberaubenden Blick auf die Berge bis hin zur Küste freigibt. „Na, hab ich zu viel versprochen?“, fragt Fabio lachend. Dass wir begeistert unsere Kameras zücken scheint als Antwort wohl zu reichen. Sich auf Madeira einen Wanderführer zu nehmen, zahlt sich aus, denn wer würde schon vermuten, dass sich ein paar Hundert Meter abseits einer unscheinbaren Straße so ein Ausblick versteckt, der von den bewaldeten Bergen bis hin zum Meer reicht.


Im Land der Riesenpflanzen:
Unter Heidebäumen entlang der Levadas

Eine Wanderung entlang der Levadas, wie die künstlichen Bewässerungskanäle auf der Insel genannt werden, gehört beinahe schon zum Pflichtprogramm einer Madeirareise. Ganze 2200 Kilometer lang ist das ausgeklügelte System, das das Wasser vom niederschlagsreichen Norden der Insel auf die trockenere Südseite leitet und noch heute essenziell für die Bewässerung der Pflanzen ist. Da die Levadas regelmäßig gewartet werden müssen, führen Pfade entlang der Kanäle, die heute besonders gerne von Touristen für Wanderungen genutzt werden.

Während das Wasser gemächlich dahinfließt, kann man rechts und links Heidekräuter in Baumgröße, gigantischen Löwenzahn oder Heidelbeer- und Maiglöckchenbäume (ja, wirklich!) bewundern. Auf Madeira scheinen dem Wachstum tatsächlich keine Grenzen gesetzt zu sein. Besonders schön ist die einfache Wanderung entlang der Levada do Alecrim, an deren Ende man unter dem Wasserfall ein erfrischendes Bad im Fluss nehmen kann, bevor es wieder zurück geht.

 
Zurück
Zurück

48 Stunden in San José

Weiter
Weiter

Porto Santo: Geheimtipp im Atlantik