Sparsam packen und trotzdem alles dabei haben
Was packt man alles ein wenn man ein halbes Jahr durch Südamerika reist und noch gar nicht weiß wo es genau hingeht? Mit ein paar Tricks seid ihr für (fast) alle Fälle ausgestattet.
Wer lange unterwegs ist, möchte möglichst wenig Gepäck tragen und trotzdem für viele Fälle gerüstet sein. Meist packt man ohnehin zu viel ein, denn das Meiste kann in Notfall auch unterwegs besorgt werden. Gerade in Südamerika ist es meist sehr warm. Wer nicht vorhat ständig die höchsten Berge zu erklimmen, wird mit einem Pulli und einer klein zusammenpackbaren Daunenjacke samt Kapuze gut durchkommen. Solltet ihr schließlich doch mal eine Tour in die Anden unternehmen, könnt ihr euch vor Ort einfach Haube und Handschuhe oder eventuell noch einen Wollpulli zulegen. Die Preise sind meist nicht zu hoch und was später nicht mehr gebraucht wird, kann gespendet werden. Dankbare Abnehmer werden sich bestimmt finden. Damit wären wir auch schon beim Faktor Kleidung, eigentlich dem kleinsten von allem, denn wer ein halbes Jahr lang reist braucht nicht mehr als jemand, der nur zwei Wochen unterwegs ist.
Für wie lange packen wir?
Wir sprechen uns immer vor der Reise ab, für wie viele Tage wir packen möchten. Meist sind das etwa zehn bis vierzehn Tage: Manche packen sogar nur für eine Woche aber wir sind dann doch etwas zu faul, um alle sieben Tage nach einer Waschgelegenheit zu suchen und die paar Unterhosen mehr machen kaum einen Unterschied. Der Trick bei der restlichen Kleidung lautet: Gut kombinieren. Wer Wert auf sein Outfit legt (schließlich möchte man auch auf Reisen nicht total daneben gekleidet sein, denn das sind die Einheimischen auch nicht), nimmt sich im besten Fall eine Garderobe in ähnlichen Farbtönen mit, um ganz leicht alles miteinander kombinieren zu können. Frauen habens da ausnahmsweise definitiv leichter als Männer, denn ein dünnes Sommerkleid braucht kaum Platz und ist bereits ein komplettes Outfit. Ich nehm daher meistens zwei Kleider mit und zusätzlich noch eine kurze Hose und einen Rock sowie vier Tops oder T-Shirts. Als lange Hose hab ich ein bis zwei dünne Stoffhosen dabei, die ich im Flieger, an kühlen Abenden und bei Busfahrten anziehe. Eine helle, langärmlige Bluse schützt abends zudem vor Moskitos. Da wir - sollte es die Covid-Situation zulassen - eine Andenüberquerung hoch zu Ross planen, kommt diesmal ausnahmsweise auch noch eine Thermoreithose und eine dünne Regenjacke mit ins Gepäck. Dann noch ein bis zwei Paar Socken (die meiste Zeit trag ich ohnehin Flip Flops) und das wars auch schon, was Kleidung anbelangt.
Am besten verwendet ihr Packtaschen um Ordnung zu halten und alles schnell griffbereit zu haben. Dann ist auch der Rucksack am nächsten Morgen schnell wieder gepackt und ihr spart euch die ständige Sucherei. Alternativ eignen sich auch einfache Wäschesäcke, die es beispielsweise bei DM gibt. Die sind noch etwas platzsparender. Die Kleidung rolle ich immer ein. So braucht sie weniger Platz und knittert nicht so sehr. Unterhosen oder Socken könnt ihr beispielsweise in die Schuhe stopfen.
Das lästige Schuhtema
Schuhe nehmen viel Platz im Rucksack weg und trotzdem kommt man nicht drumherum, mindestens zwei bis drei Paare dabeizuhaben. Flip Flops, die auch nass werden können sind optimal für tagsüber, auf Bootsausflügen und falls man das ein oder andere Badezimmer mal lieber nicht ohne betreten möchte. Ich hab mir welche gesucht, die eine Sohle aus Gummi aber trotzdem ein schönes Stoffband haben. So kann ich sie auch in der Stadt zum Kleid tragen und sie sehen hübsch aus. Zusätzlich bieten sich natürlich Trekkingschuhe an, um Ausflüge in die Natur zu unternehmen. Egal ob Dschungel oder Berge. Der große Nachteil dabei ist nur, dass sie sehr viel Platz im Rucksack wegnehmen und falls ihr zwischendurch in der Stadt seid nicht unbedingt schön aussehen. Ein guter Kompromiss sind Trailrunningschuhe. Die haben guten Grip, sind leicht und wer etwas Zeit in die Suche investiert findet oft auch recht schlichte Paare. Didi und ich haben uns auf die Online-Suche nach dem perfekten Reiseschuh begeben und sind dabei auf die Marke Tropicfeel gestoßen. Ok - die ständige Werbung dafür auf Instagram hat vielleicht etwas nachgeholfen ;) Sie versprechen eine gute Sohle, sind leicht, schnell trocknend und sehen auch noch recht elegant aus. Was will man mehr? Klingt fast zu gut um wahr zu sein. Wir werden sie jedenfalls ausgiebig testen und euch dann im Blog berichten ob sie halten was sie versprechen. Zwar kann man mit den Schuhen laut Hersteller auch ins Wasser gehen, ich packe dafür aber als drittes Paar doch lieber noch meine dünnen Wasserschuhe von Decathlon ein. Die meiste Zeit werden wir schließlich am Meer verbringen und aus Erfahrung kann es in Lateinamerika ohne Schuhe am Strand manchmal ganz schön ungemütlich werden. Wer noch keine Wasserschuhe hat, kann auch auf sogenannte Sockenschuhe zurückgreifen. Die brauchen noch weniger Platz und sind superpraktisch.
Büchertausch oder Kindle?
Da ich im Urlaub normalerweise mein Smartphone komplett zu Hause lasse, verschlinge ich auf Reisen gerne ein Buch nach dem anderen. Bisher bin ich immer gut durchgekommen, indem ich ein Buch mitgenommen hab, das ich dann in Hostels, die ja meist einen Büchertausch anbieten, gewechselt hab. Eigentlich finde ich diese Variante ganz reizvoll, da man aufgrund der oft begrenzten Auswahl auch mal zu Büchern greift, die man sonst vielleicht nicht lesen würde. Ich hab so schon die ein oder andere tolle Überraschung erlebt! Da wir diesmal ziemlich lange unterwegs sein werden und voraussichtlich zwischendurch auch mal für längere Zeit eine Unterkunft am Strand mieten werden, habe ich zum ersten Mal überlegt, doch einen E-Book-Reader zu verwenden. Die Entscheidung fiel mir nicht ganz leicht, denn eigentlich bin ich was das anbelangt recht altmodisch und hab gern ein echtes Buch in der Hand und möchte außerdem beim Reisen und vor allem am Strand keine zusätzlichen Wertsachen mit mir rumtragen, um die ich mich beim Schwimmen sorgen muss. Nach langem hin und her hab ich mich schließlich doch für ein Refurbed-Modell vom Tolino Shine 3 entschieden. Der ist günstig (69 Euro für die Refurbed-Variante), erfüllt seinen Zweck und falls ich mal kein Buch finde (was für mich auf Reisen echt schlimm ist) hab ich ihn eben dabei. Sollte er mir geklaut werden ist nicht viel verloren, die Versicherung übernimmt im Worst Case schließlich auch noch was. Zusätzlich spart der E-Book-Reader natürlich Gewicht. Schlussendlich ist es aber auch eine Geldfrage und Geschmacksache ob ihr euch für analoge oder digitale Bücher entscheidet. Reiseführer in der digitalen Version sind für mich zum Beispiel ein komplettes No-Go.
Mückenschutz nicht vergessen
Es ist ein leidiges Thema und trotzdem kann man es nicht vernachlässigen. Sich gegen Mückenstiche zu schützen ist in Zentral- und Südamerika unerlässlich. Zu empfehlen sind Produkte für Haut und Kleidung mit DEET, hierzulande gibts da vor allem NoBite und Anti Brumm. Den mit Abstand bestens Spray hab ich mal in Florida probiert. Der Off hilft wirklich extrem gut und ist auf der Haut deutlich angenehmer als NoBite. Leider ist er bei uns nicht erhältlich. Auch eine Bestellung über Ebay wurde schlussendlich gecancelled. Wir haben uns deshalb auf der letzten USA-Reise in ausreichender Menge damit eingedeckt. In vielen Ländern macht es übrigens Sinn, den Mückenschutz vor Ort zu kaufen, denn dort ist er viel günstiger und genauso wirksam. Außerdem erspart ihr euch das Gewicht mehrerer Dosen im Rucksack. Da man sich auf Moskitonetze nicht wirklich verlassen kann weil sie meist entweder nicht vorhanden, zu klein oder voller Löcher sind, macht es wohl Sinn, selbst ein Netz mitzunehmen. Auch das ist oft aber nicht sinnvoll, denn ich war auf Reisen noch so gut wie nie in einem Zimmer, in dem man das Netz ohne Leiter hätte aufhängen können. Wir greifen deshalb seit einiger Zeit auf Mückenstecker zurück. Warum das sonst keiner macht, kann ich mir nicht so richtig erklären. Für uns funktionieren die Stecker perfekt und müssen unbedingt mit ins Gepäck. Genauso wie eine Packung Malarone pro Person für Notfälle. Mehr zum umfangreichen Thema Mückenschutz und zu den Vor- und Nachteilen verschiedener Produkte lest ihr aber in einem separaten Beitrag.
Kulturbeutel und Handtücher
Als Kulturbeutel verwenden wir beide am liebsten einen, den man aufhängen kann, denn viel Platz gibt es im Badezimmer auf Rucksackreisen meist nicht. Außerdem greife ich gerne auf feste Shampoos und Spülungen zurück, die ich in einem Seifentäschen aufbewahre, das ich mir aus einem Waschlappen selbst genäht habe. Das ist ziemlich praktisch, denn so können die Seifen auch unterwegs gut trocknen und zur Not eignet sich das Täschchen auch noch als Waschlappen. Für die weitere Reise kaufe ich mir die Produkte dann einfach vor Ort. Zahnpasta und Mundspülung gibt’s in der extrem platzsparenden Variante von One Drop Only für alle, die ganz minimalistisch unterwegs sein möchten. Für den Strand packen wir normalerweise ein Reisehandtuch ein. Allerdings sind die ein ziemlicher Kompromiss, denn sie sind zwar dünn, fühlen sich auf der Haut aber alles andere als angenehm an. Irgendwie hat man nach dem Abtrocknen immer noch das Gefühl nass zu sein. Für die lange Reise nehmen wir diesmal ein dünnes Hammam-Tuch aus dem Weltladen mit. Das braucht kaum mehr Platz als die gängigen Reisehandtücher, ist aber deutlich angenehmer und bietet mehr Platz zum Draufliegen.
Medikamente auf Reisen
Bei den Medikamenten haben wir auch gerne eine Grundausstattung dabei. Mit ins Gepäck sollten unbedingt Schmerztabletten, was gegen Erkältungen, Wunddesinfektion, Tabletten gegen Durchfall für Notfälle auf längeren Busreisen und wer auf Nummer sicher gehen möchte, nimmt am besten auch noch ein Breitbandantibiotikum mit. Seit ich mitten im Nirgendwo mal eine ziemlich schmerzhafte Blasenentzündung bekommen habe, die ich dann nur behandeln konnte weil unter den Backpackern im Bus zufällig eine gut ausgestattete Ärztin dabei war, ist bei mir auch immer ein Päckchen D-Mannose im Gepäck. Man kann natürlich nie auf alles vorbereitet sein, trotzdem hilft es wenn man sich zumindest so lange mit dem Gröbsten versorgen kann bis man wieder einen Ort mit Arzt oder Apotheke erreicht. Sollte man doch mal was brauchen fragt man am besten die Leute vor Ort und erklärt ihnen das Problem. Uns wurde bisher immer mit Rat und Tat geholfen.
Ansonsten müssen bei uns auch immer noch ein bis zwei Spiele (Würfel und Jasskarten) mit ins Gepäck. Und natürlich die Kameraausrüstung. Die Infos dazu haben wir in einen eigenen Beitrag gepackt. Informiert euch am besten immer auch vor der Reise welche Stecker im jeweiligen Land verwendet werden. Falls ihr viele Geräte dabei habt, macht es Sinn, einen Mehrfachstecker mitzunehmen.
Nicht mehr als zehn Kilo
Sobald wir am Flughafen ankommen schauen wir immer gespannt auf die Waage bei der Gepäckabgabe. Mein Rucksack wiegt (ohne Handgepäck, das mit dem ganzen Kamera- und Technikkram auch nochmal was hermacht) meist um die 9 Kilogramm. So hab ich meist noch ausreichend Platz im Rucksack um vor Ort etwas einzukaufen und kann den Rucksack auch auf längeren Strecken noch gut tragen.
Eine mögliche Packliste für eine längere Südamerikareise zum Download findet ihr hier