Mit dem Auto einmal quer durch Mosambik
Kilometerlange, einsame Sandstrände prägen die Küste von Mosambik. Eine abenteuerliche Fahrt vom Norden des Krüger Nationalparks bis nach Vilanculos.
„Rechts oder links?“, fragen wir uns nur wenige Meter, nachdem wir mit unserem Allrad samt Dachzelt bei Pafuri die Grenze von Südafrika nach Mosambik überquert haben. Von einer Minute auf die andere haben sich die schönen Straßen vom Krüger-Nationalpark in sandig-kiesige Pisten mit unzähligen Schlaglöchern verwandelt. Schilder, die uns den Weg nach Vilanculos, an der Küste des Landes, weisen, gibt es keine. Schnell wird uns klar, dass die Fahrt quer durch das Land, auf Straßen, die in keinem Reiseführer und nur in wenigen Allradforen im Internet zu finden sind, noch etwas aufregender wird als gedacht.
Wir entscheiden uns, die Piste zu nehmen, die zumindest ein kleines bisschen besser aussieht, und machen uns auf zu unserem ersten Etappenziel Mapai, 90 Kilometer von der Grenze entfernt. Schon nach wenigen Kilometern entdecken wir den ersten gigantischen Baobab, ein uralter Baum, der uns ins Staunen bringt und uns die Zweifel an unserem Vorhaben kurz vergessen lässt. Langsam kommen wir voran, überwinden unzählige Schlaglöcher und fahren vorbei an winzigen idyllischen Dörfern mit Stroh- oder Lehmhütten, mitten auf dem Land. Frauen tragen in bunter Kleidung elegant und stolz Wassereimer und andere Dinge auf ihren Köpfen und schauen uns beim Vorbeifahren skeptisch an. Wenn wir anhalten, um sie nach dem Weg zu fragen, huscht nach einer kurzen Pause meist ein Lächeln über ihr Gesicht. Frauen haben in dieser Region normalerweise nicht viel zu sagen. Weiße Touristen, die freundlich nach dem Weg fragen sind leider eher die Seltenheit, wie wir erst einige Tage später an der Küste erfahren werden.
Übernachten im Limpopo Nationalpark
Nach sechs Stunden, gerade noch vor Sonnenuntergang, erreichen wir unser erstes Ziel und schlagen unser Zelt in einem verlassenen Camp im Limpopo-Nationalpark auf. In den Bäumen springen Affen umher, im Gebüsch hinter uns raschelt es – wahrscheinlich ein Wildschwein? Zwar sind wir offiziell auf einem Campingplatz, allerdings sind wir die einzigen Touristen weit und breit und das Gefühl, dass nun alle wissen, dass wir hier alleine stehen macht die Nacht für uns nicht unbedingt entspannt. Völlig neu in dem Land können wir ja noch nicht ahnen, was wir wenige Tage später erfahren werden. Wer im Schutze eines Dorfes ist, muss sich vor Überfällen nicht fürchten, denn Diebstahl wird unter den Landsleuten nicht gerne gesehen und kommt deshalb so gut wie nie vor. Wir sind deshalb erleichtert, als wir am nächsten Morgen unsere erste Nacht in der Wildnis überstanden haben.
“Campingplatz”
Damit, dass wir mitten im Nirgendwo einen Campingplatz finden, war nicht zu rechnen. Wo genau der Unterschied zwischen dem Campingplatz und jedem anderen Ort rundherum war, erschloss sich uns aber bis zum Schluss nicht ganz.
Weit und breit kein Boot in Sicht
Nur wenige Kilometer weiter erreichen wir den Fluss Limpopo, doch das erwartete Boot, das uns per Handbetrieb auf die andere Seite bringen sollte, können wir nirgends sehen. Das Wasser ist zu niedrig und so müssen wir mit unserem Auto an der Furt den Fluss überqueren. Frauen und Kinder, die auf der anderen Seite gerade ihre Kleider waschen, fiebern aufgeregt mit uns mit und geben uns per Handzeichen zu verstehen, wo wir am besten fahren. Erleichtert müssen wir auf der anderen Seite erst einmal durchatmen – damit haben wir auf unserer ersten Allradfahrt nicht gerechnet. Langsam werden die Wege aber etwas besser, wir kommen mit durchschnittlich 30 km/h voran, treffen immer wieder auf Esel- oder Ochsenkarren und halten, wenn gerade wieder eine Herde Ziegen oder Kühe die Straße blockiert. Langsam nähern wir uns der Küste und je mehr Kilometer hinter uns legen, umso entspannter werden wir und können jetzt auch die wunderbare Landschaft so richtig genießen. Gerade vor es dunkel wird erreichen wir schließlich den größeren Ort Mabote, 120 Kilometer von der Küste entfernt. Wir fragen nach einem Platz, an dem wir unser Auto samt Zelt abstellen können. Im Ort herrscht am Abend noch reges Treiben. Fahrräder und Fußgänger teilen sich die breite Sandstraße. Es gibt ein paar Restaurants und Bars, eine Bäckerei und einige Schulen. Zu unserer Verwunderung wird uns schließlich ein Gästezimmer über einer Bar angeboten, das wir dankend annehmen.
Mabote
Wir sind froh, es vor Sonnenuntergang bis nach Mabote geschafft zu haben. Von hier ist es nicht mehr weit bis zur Küste.
Mit dem Auto Richtung Süden
Am nächsten Morgen geht es nach einer kurzen Stärkung schon früh weiter. Die Straßen werden nun endgültig breiter und sogar richtig gut und so schaffen wir es, bereits am Mittag in Vilanculos, neben Tofo und Ponda do Ouro, einem der wenigen Touristenziele an der Küste Mosambiks, anzukommen. Erleichtert und auch ein bisschen stolz parken wir unser Auto auf dem Campingplatz und schlendern nur wenige Minuten später endlich an einen der Strände, für die das Land so berühmt ist. Weißer Sand so weit das Auge reicht, Wasser, das türkis-blau leuchtet, ein paar Schulkinder spielen Ball und Frauen sammeln bei Ebbe Krabben fürs Abendessen ein. Obwohl das Klima eigentlich perfekt ist, bereisen im Mai nur selten Touristen das Land. Umso mehr genießen wir in den nächsten Tagen erst einmal die Sonne und das Meer und fahren dann langsam der Küste entlang auf der einzigen geteerten Straße Mosambiks Richtung Süden. Erst als wir mit den Leuten hier reden wird uns so richtig klar, dass wir auf unserer Fahrt durch das Land und die unzähligen kleinen Dörfer einen Teil Mosambiks gesehen haben, den nur wenige kennen und der sich doch deutlich vom Leben an der Küste unterscheidet. Wer Abenteuer, Abwechslung und das ursprüngliche Afrika sucht ist in Mosambik auf jeden Fall richtig.